NDR-Beitrag „Nackt im Netz“ – der „gläserne“ Internet-Nutzer und die Gefahren

Auch wenn der etwas reißerische Titel etwas anderes vermuten lässt, geht es im am Ende dieses Posts angefügten Beitrag des Fernsehsenders NDR in erster Linie nicht um Sex und Pornografie, sondern um die Gefahren, die das reine Surfen im Internet heute für die Privatsphäre von uns allen bergen kann.

Dabei sei es einmal dahingestellt, ob wie im NDR-Beitrag dargestellt ein Polizeikommissar seine Bitte an einem Kollegen in England um Unterstützung bei einer Ermittlung unbedingt mit Google Translator übersetzen muss – und dabei interne Informationen wie z.B. die Aktennummer des Verfahrens preis gibt – oder ob ein Richter beim Online-Shoppen nach einer neuen Robe unbedingt auf einschlägigen Sado/Maso-Seiten vorbeischauen muss (womit wir doch wieder in der „Schmuddelecke“ angekommen wären).


Tatsache ist: Über das Aktivitätsprofil im Browser und entsprechende Browser-Plugins/-Addons ist es möglich, das Online-Verhalten des Benutzers auszulesen und über entsprechende Big Data-Methoden zu analysieren. Dabei – auch das zeigt der NDR-Beitrag – funktioniert die vermeintliche Anonymisierung nicht immer – sondern es ist, so zumindest die Einschätzung des Big Data-Experten im Bericht, verhältnismäßig einfach, daraus auch personenbezogene Daten wie den Namen zu extrahieren und damit konkreten Personen zuzuordnen.

Customer Journey und User Experience – Damit es für den Internetnutzer möglichst einfach und bequem wird

Wenn dann noch, wie die NDR-Redakteurin in einer „Under Cover“-Aktion nachweist, diese Daten nicht nur erfasst, sondern auch noch an Unternehmen verkauft werden, wird das Ganze zum Ärgernis, denn so erhalten Dritte Zugriff auf Daten, die nicht für sie bestimmt sind und – zumindest in Deutschland – nach geltenden Datenschutzgesetzen nicht erhoben und schon gar nicht weitergegeben werden dürfen.

Die Käufer solcher Internetnutzerprofile rechtfertigen ihr Tun in diesen Fällen meist damit, dass man dem Nutzer doch eine möglichst angenehme „User Experience“ ermöglichen möchte – der oben genannte Richter würde dann zukünftig wohl beim nächsten Besuch auf dem Roben-Onlineshop gleich die entsprechenden SM-Seiten als Werbung angezeigt bekommen. Ein weiteres Schlagwort, dass häufig als Rechtfertigung für die Sammelwut von Nutzerdaten im Internet genannt wird, ist die so genannte „Customer Journey“, also die Reise, die ein Kunde unternimmt, bis er sich für ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung entscheidet. Je genauer ein Anbieter diese Reise kennt, desto besser kann er sich als „Reisebegleiter“ anbieten und seine Werbung bzw. Angebote genau dort einblenden, wo er weiß, dass der Internetnutzer „Station macht“.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Wer also bisher glaubte, dass es den Aufwand und die Möglichkeiten von Geheimdiensten und Ermittlungsbehörden bedarf, um das Online-Verhalten von Internetnutzern auszuspähen, wird spätestens mit dem NDR-Bericht eines Besseren belehrt.

Für Unternehmen und deren Mitarbeiter, die heute mit und im Internet arbeiten, kann die Erkenntnis deshalb nur lauten, dem „Datendieb“ möglichst wenig Angriffsflächen zu bieten. Dies beginnt bei der Aufklärung der Mitarbeiter, beinhaltet die Kontrolle der im Unternehmen eingesetzten Internet-Browser (und deren Zusatzprogramme) und führt über die Kontrolle, welche web- und cloudbasierten Programme eingesetzt werden bis zu Vorkehrungen, Datenschutz und Datensicherheit der im Unternehmen verfügbaren und via Internet geteilten Informationen und Daten auf ein höchstmögliches Niveau zu heben.

Zum Abschluss wie angekündigt der NDR-Beitrag „Nackt im Netz„.